Wissenschaft und Presencing

Wissenschaft und Presencing

Wir brauchen nicht zu lernen, wie wir Dinge loslassen können; wir müssen einfach nur lernen, es zu erkennen, wenn sie schon fort sind.- Suzuki Roshi

Unsere Denkweise wird in hohem Masse von unseren Gewohnheiten und  Annahmen sowie von Akzeptanz oder Ablehnung in unserer Umgebung mitbestimmt. Den Mut zu haben um neue Wege einzuschlagen bedeutet  viele formelle, externe Sicherheiten sowie die einschränkende Denkweise, die von der Gegenwart bestimmt wird, loslassen zu können.

Der Verzicht auf Einschränkungen in der Wissenschaft und im Wirtschaftsleben ermöglicht es Ihnen, Ihre eigenen Pläne und Ziele  als ein Teil des Ganzen neu zu definieren. Damit können Sie Ihre Orientierung breiter, integraler oder-wie es heute oft genannt wird-holistischer zu machen. Peter Senge et al haben dafür den Begriff „Presencing“ eingeführt. Die Autoren  verstehen darunter die Entscheidung für eine bewusste Partizipation in einem großen Veränderungsfeld, worin man ohne voreingenommen zu sein  für Ideen von anderen offen steht. Die Forscher haben dazu 150 Wissenschaftler sowie Unternehmer befragt.

Ein praktisches Beispiel, was diese Änderung in Gesichtspunkten mitbringt,  liefert das niederländische Unternehmen AVR. Dieses Unternehmen aus Rotterdam hat damit aufgehört, sich selbst als Abfallverarbeitungsfabrik zu sehen und hat sich als Grundstoff- und Energielieferant neu entdeckt und definiert. Auf diese Weise hat das Unternehmen einen neuen Blick auf die eigenen Tätigkeiten  ermöglicht. Klar verarbeitet AVR immer noch Abfall. Das Unternehmen hat sich aber in einen breiteren Kontext  versetzt und auf diese Weise eigener Wertschätzung neue Bedeutung beigemessen. Damit kommt AVR auf einem neuen, umfangreicheren   Erfahrungsfeld zurecht. Das würde auch Konsequenzen für den ökonomischen Wert des Unternehmens  haben.

Wäre die Presencing –Idee für die wissenschaftliche Welt und wissenschaftliche Studien brauchbar, die in vielerlei Hinsicht  in kleine Ecken getrieben  werden?

Noch zwei weitere Beispiele dazu. Die  Wirtschaftswissenschaft spricht immer noch über den Begriff „Mehrwert“,  bei dessen Feststellung  jedoch eventuelle Verminderungen der fossilen Ressourcen sowie die Luftqualität nicht berücksichtigt werden. Wenn Ihr Auto  infolge eines Unfalls total kaputt ist, dann ist das nach ökonomischen Begriffen „gut“ für die Wirtschaft, weil es Wertschöpfung befördert. Könnte es so sein, dass dank diesem blinden Fleck der Referenzrahmen der Wirtschaftswissenschaft zur Umweltverschmutzung und zum Klimawandel beiträgt?

Ein schönes Beispiel, wobei wir gezwungen werden, aus einer breiteren Perspektive zu schauen ist der zunehmende Gebrauch der sogenannten grünen Brennstoffen, wodurch viele Leute keine Lebensmittel mehr kaufen können, weil die Preise dafür drastisch steigen.

In der digitalen Welt ist es einfacher und billiger, um als Student oder Wissenschaftler neue interdisziplinäre Netzwerke zu bilden und inspiriert und verbunden mit der Umgebung aus einer neuen Perspektive und aus einem breiteren Kontext neue Initiativen zu starten. Internet  ruft „Gruppenintelligenz“ rund bestimmte Themen ins Leben. Das erwartet von Forschern und Studenten die Fähigkeit, um aus einem breiteren Kontext zu gucken und Verantwortungsbewusstsein für diesen neuen Kontext zu übernehmen. Ich hoffe, dass die Studenten diesen Kontext finden und in ihren Studium grenzüberschreitend denken können. Das bringt uns zurück zur ewigen Frage des Verantwortungsbewusstseins.

Wagen Sie es, auch mal um die Ecke zu gucken?

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Referenz:

Wie neugierig muss Wissenschaft sein? (in) Kultur und Management,1504, Nr 100, april 2015, Seite 49

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