Wie Social Media die Bewegung von B2C zu C2B beschleunigen…
Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die Einen Schutzmauern, die anderen bauen Windmühlen- chinesische Weisheit
Social Media zwingen Unternehmen immer mehr, sich selbst als Ökosystem zu betrachten, innen=außen, was bedeutet, dass die Innenseite eines Unternehmens mit der Außenseite verbunden ist. Social Media bringen nicht nur Unternehmen sondern auch Krankenhäuser und das gesamte Bildungssystem ganz durcheinander und beschleunigen die Bewegung von B2C zu C2B. Damit verändern sie Unternehmen in die auf Zusammenarbeit gerichteten Ökosysteme vom Kunden zum Lieferanten. Arbeitsgemeinschaften sozusagen. Klingt doch ganz gut, oder ? Kunden, die immer mehr an Unternehmensprozessen beteiligt sind. Darauf muss man sich doch als Unternehmen heutzutage fokussieren. Social Media ändern unsere Ansichten auf die Welt, verschieben die Machtverhältnisse und zwingen Unternehmen über Einbindung in Review, Reputation und Ranking (RRR) zu mehr Transparenz und integere Zusammenarbeit.
Das alles begann jedoch schon in den 80er Jahren. Social Media sind, denke ich, ein sehr starker Beschleuniger dieses Prozesses geworden. Genauso wie Web und Internet werden sie Unternehmen in drei Schritten verändern. In erster Linie: Operations (ausführen). Hier handelt es sich um eine kurzfristige Kostenersparnis . Dann kommt die Ausstattung. Hier handelt es sich um andere Strukturen und Prozesse, neue Positionen wie z. B Social Media Manager oder Chief Meaning Officer und Chief Listening Officer sowie die Organisation der sogenannten verteilten Teamarbeit, unterstützt von Wikis. Zum Schluss- als dritter Schritt- die Steuerung selbst : Strategie und Geschäftsmodelle unterliegen tiefgreifenden Transformationen.
Auf lange Sicht wird das gesamte Unternehmenskonzept Veränderung unterliegen: Unternehmen werden immer mehr zeitlich begrenzte Ökosysteme, Projekte sozusagen. Neue Kombinationen mit Fokus auf Flexibilität statt Kontinuität. Zu dieser Bewegung passt die Umwandlung vom Arbeitnehmer in den Arbeitsunternehmer sowie Verselbständigung des ganzen Arbeitsmarktes. Der Arbeitsunternehmer muss aber ganz gut begreifen, was er tatsächlich kann sowie fähig sein, um sich mit anderen gebunden zu fühlen, sich mit ihnen tatsächlich verbinden zu können und mit anderen gelinkt zu sein- Wer ist Dein Kumpel?- um auf diese Weise Riesen mit einem konkreten Ziel bauen zu können. TMC in den Niederlanden ist ein erfolgreiches Beispiel dafür.
HRM 2.0 mit Fokus auf Kernkompetenz : integere Zusammenarbeit, Bezahlung nach Leistung, Beförderung nach Fähigkeiten ist nötig, um das Ganze in Gang zu setzen. Und wenn es nicht klappt? Nicht zusammenarbeiten ist heutzutage keine Alternative und kostet nur Geld. Das löscht Dich aus dem transparenten Markt, kreiert von Social Media.
Social Media ermöglichen den Kunden heute mehr als je, um einander zu finden und als Gruppe auf Unternehmen Einfluss auszuüben. www.unitedconsumer.com oder www.groupon.com sind Beispiele von solchen Einkaufskombinationen: Käuferkraft im Einsatz! Der Konsument holt sowieso vor kostspieligen Einkäufen zuerst Informationen im Internet ein. Wer dort also nicht gesehen ist, ist weg.
Ein aktuelles Beispiel in den Niederlanden liefert www.99vrienden.nl , 99 Kunden haben die Möglichkeit ihren eigenen Flucht zu kreieren. Was ich persönlich an diesem Beispiel so schön finde, ist ,dass ich bereits in 2001- sicher nicht als einziger- dieses Konzept „vom Linienflug-zum Charterflug“-vorhergesagt habe. Wer dabei „fern steht“ und unter dem Flug eine zeitlich begrenzte Gemeinschaft versteht (und dabei aus einer anderen Perspektive guckt), sieht, das das Puzzel gelöst ist.
Wenn Du das einmal siehst, erkennst du das später überall. Vielleicht geht dieser Prozess jetzt schneller als vor 50 Jahren, aber ich schätze so, dass es noch immer mindestens 10 Jahre dauert, bevor das Geschäftsleben mit neuen Konzepten tatsächlich etwas anfangen kann oder will. Das ist auch eine Art Unterricht. Und bevor es in den Genen und Gesetzen verankert ist? Noch viel länger. Matchmaking geht heute nicht nur über LinkedIn oder Xing sondern auch über www. noppes.nl, oder die Glücksbank aus Estland (Bank of happiness) : Du kümmerst Dich um meinen Garten, und ich helfe Dir bei Steuererklärung. Warentausch ist wieder im Aufmarsch.
Mit-Kreation, wie es beim Design von Fiat 500 der Fall ist, ist wieder ein anderer Effekt. Fiat und BMW ermöglichen auf diese Weise dem Kunden, die Design-Regie (mit) zu führen. Natürlich innerhalb bestimmter Grenzen, aber es generiert doch eine neue Art des Mass-Customisation-Konzepts, was innerhalb vom traditionellen Management als undenkbar gilt. Wir haben in den Niederlanden zahlreiche Beispiele dafür : Verbraucher entwickelten selbst einen neuen Chips -Geschmack von Lays, eine neue Pickwick Tee- Variante. Ähnliche Bewegungen beobachten wir bei Dell, bei „Overhemd op maat „(Maßgeschneiderte Hemden- Anm. des Übers). Crowdsourcing, crowdfunding, crowdwriting und offene Innovation schweben wirklich in der Luft.
Eigentlich gehören Banken , Versicherungen und Crowdfunding auch dazu. Auf www.voordekunst.nl können Künstler Geld sammeln. Es wird auf Moneyskype gewartet : P2P Bank. Wenn Sie z.B. gut bei Kasse sind , und ich knapp, könnten wir Geschäfte machen. http://www.smava.de/ und http://uk.zopa.com/ZopaWeb sind einige Beispiele von P2P Social Banking mit Kundenselbstbedienung. Was würde es für die Bank bedeuten? Sicherheit muss natürlich ganz gut geregelt werden sowie der Trust- Mechanismus, wie wir den von E-bay kennen, soll eingesetzt werden. Ich habe es schon erwähnt, die Inkubationszeit für diese bahnbrechenden Innovationen beträgt heutzutage mindestens 10 Jahre.
Die Essenz ist, dass der Kunde ans Wort kommt und ein Teil des Gesamtprozesses wird. Die Bewegungsinitiative ist nicht mehr von innen nach außen sondern sowohl von innen nach außen als auch von außen nach innen: ein Dialog also. Darauf muss man als Unternehmen vorbereitet sein. Die Zusammenarbeit mit Kunden wird zum Erfolg, wenn das Unternehmen den Mut hat, die Kontrolle, wo möglich, aus der Hand zu geben. Im Gegenteil zu der in der Schule gelernten Theorie. Organisieren Sie Kommunikations-Excellence. Hören Sie auf Ken Robinson. Erkennen Sie hier Engagement als Thema? Das Unternehmen, so groß und komplex es auch sein mag, muss sich aus der Kundenperspektive wie ein Kleinunternehmen anfühlen: wo wir einander gut kennen. Weg mit der Komplexität. Unternehmen, Krankenhäuser, Pflegeheime und Hochschulen werden bald so organisiert werden, dass sie vor allem Menschen in Kunden sehen.
Der Mythos vom handelnden Management wird langsam zur Realität mündiger Kunden und mutiger Unternehmer.